Noch war der Jahreswechsel nicht vollzogen – trotzdem erlebten in der Heitersheimer Malteserhalle annähernd 450 Besucher am Samstag vor Silvester ein musikalisches Feuerwerk erster Güte. Der Musikverein, der sich jetzt verkürzt „Musik Heitersheim“ nennt, begeisterte bei seinem ersten Jahreskonzert unter dem neuen Dirigenten Denis Laile mit einem erlesenen Programm konzertanter Blasmusik auf höchstem Niveau. Neben dem 60-köpfigen Hauptorchester wirkte auch die Jugendkapelle mit, die unter Leitung von Nicola Müller den Konzertabend abwechslungsreich eröffnet hatte. Im Saal sah man auch viele Musikerinnen und Musiker der ebenfalls unter dem Dirigat von Denis Laile stehenden Trachtenkapelle Glottertal, die besonders herzlich von Gerd Höfler begrüßt wurden. Der Vorsitzende der Musik Heitersheim führte auch an Stelle des erkrankten Moderators Manfred Ortlieb durch das mehrstündige Programm. BeimJugendorchester übernahm der Nachwuchs in wechselnder Reihenfolge diesen Part mit teils humorvollen Worten selbst.
Das Hauptorchester füllte den Bühnenraum der Malteserhalle nahezu vollständig aus und bewies unter dem neuen Dirigenten Denis Laile, wozu auch Laienmusiker nach intensiver Probenarbeit befähigt sind.
Sechs Titel wurden neu einstudiert und spiegelten die Vielseitigkeit konzertanter Blasmusik.
Für den Einstieg ins Programm hatte sich das Orchester den anspruchsvollen Titel „Dream, Imagine, Live“ von Larry Clarke ausgewählt. Die Inspiration für dieses Stück stammt von einem der berühmtesten Zitate Henry David Thoreaus – Gehe selbstbewusst in die Richtung deiner Träume! Das Stück ist in drei verschiedene Abschnitte unterteilt, die auf demselben dreistimmigen Motiv basieren. Der erste Abschnitt ist intensiv und kühn, der zweite lyrisch und der dritte tanzähnlich, fast an ein keltisches Volkslied erinnernd, in beschwingtem 6/8-Takt.
Schließlich wagte sich das Orchester in den „Devil’s Tower“ (Thomas Doss). Vom Turm der Burg in Waldneukirchen/Oberösterreich hat einer Sage zufolge der Teufel Besitz ergriffen. Das Stück wartet mit Renaissance-Sequenzen sowie wunderschönen Melodien und Themen, weiten Spannungsbögen und Dissonanzen auf. Mit unterschiedlichsten, wunderschönen Klangeffekten gelang es den Heitersheimer Musikern in allen Registern, dem hohen Anspruch dieses Werkes in jeder Hinsicht gerecht zu werden, durch das immer wieder mittelalterlich-höfische Klänge durchschimmerten.
Märsche haben bis heute ihren festen Platz in der aktuellen Blasmusikliteratur. „Ceresio“ von Franco Cesarini ist eine außergewöhnliche Ode an den Luganer See. Das Besondere an diesem Marsch ist, dass er in allen Teilen nur ein Thema präsentiert. Der Luganer See gehört zum kleineren Teil zu der Schweiz, zum größeren Teil aber zu Italien, was hier dann auch im Stil der Musik zum Ausdruck kommt.
Der Komponist Piet Swerts schuf mit „Shirim“ ein auf Klezmermusik basierendes, kontrastvolles Werk. Nach einer dunklen und geheimnisvollen Eröffnung führt er mehrere melancholische Melodien mit orientalischen Farben ein, darunter die Melodie „Zemer Atik“. Dann wird ein anderes traditionelles jüdisches Lied enthüllt. Indem Piet Swerts dieser melodischen Linie einen Kontrapunkt zu den Akzenten osteuropäischer Musik gegenüberstellt, schafft er einen faszinierenden und kreativen orchestralen Klangraum.
Nicht weniger anspruchsvoll „The Zest“ von Ilari Hylkilä. Das Werk ist der Inbegriff von Vitalität, Energie, Dynamik und Lebensfreude. Von mystischen und leisen Klängen über furiose und mächtige Trommelschläge war in diesem Stück alles vereint. Ein musikalischer Leckerbissen war auch „Coldplay in Symphony“, in dem Bert Appermont seinen filmischen und sinfonischen Kompositionsstil mit Inhalten der größten Hits der aktuell sehr erfolgreichen britischen Kultband aufpeppt. Das Werk ist sehr wohlklingend und unterhaltsam und rückte nahezu nochmal alle Instrumentengruppen solistisch in den Vordergrund. Euphorisch und enthusiastisch beendete das Hauptorchester mit diesem Arrangement einen musikalisch hochwertigen und zugleich kurzweiligen Konzertabend, der die Besucher vollauf begeisterte.
Der anhaltende Beifall mündete in die Zugabe mit dem „Wilhelm Tell Marsch“ und dem legendären ABBA-Klassiker „Happy New Year“, mit der sich die Heitersheimer Musikantinnen und Musikanten mit Spielfreude und Spiellaune passend kurz vor der Jahreswende beim Publikum für dessen spürbare Begeisterung bedankten.
Im Anschluss folgte die Einladung in die Vinothek im Foyer der Malteserhalle, wo man sich im lockeren Gespräch in Erwartung auf das neue Jahr 2024 gegenseitig zuprostete.
(Markus Donner)
Bericht im Reblandkurier-03.01.2024 – zur Verfügung gestellt von Herrn Markus Donner.
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